IMK-Forum HTW Chur

«Chance Social Media – Als KMU erfolgreich auf Facebook und Co.» zu diesem Thema lud die HTW Chur am 1. Dezember 2011 zum IMK-Forum ein.

Auf dem Weg an die HTW Chur erfreute ich mich am Abendrot über den Bündner Bergen. Meine Motivation, am 2. IMK-Forum wieder dabei zu sein, war mehrgründig. Einerseits ist es ein besonderes Vergnügen, Prof. Gunter Duecks Ausführungen zu folgen. Dabei fasziniert mich das Thema, aber auch die einzigartige Weise, wie er seine Ideen erläutert und präsentiert, was ich vergangenes Jahr das erste Mal an der Republica 11 inBerlin miterlebte. Andererseits kann ich dem Thema «Chance Social Media – Als KMU erfolgreich auf Facebook und Co.» schlecht widerstehen. Das alles wäre jedoch auch im Nachhinein zu Hause auf dem Bildschirm zu lesen oder zu sehen gewesen. Nach Chur pilgerte ich, weil ich die Studierenden aus meinem Unterricht an der HTW Chur persönlich kenne. Mit der HTW Chur bin ich jedoch nicht erst als Dozentin, sondern schon seit 1989 verbunden,  seitdem ich dort bis 1992 mein Studium in Betriebsökonomie absolvierte. Das waren noch andere Zeiten! Was uns die neuen Zeiten bringen, eröffnet uns nun Gunter Dueck.

Das 2. IMK-Forum «Chance Social Media – Als KMU erfolgreich auf Facebook und Co.» haben die Studierenden des Studiengangs Multimedia Production (kurz: MMP) in der Vertiefung Corporate Communications nicht bloss organisiert, sondern im Rahmen ihrer Social Media Unterrichts bei meiner Kollegin Su Franke auch multimedial begleitet und vermarktet. Gesponsert war der Anlass von der IBM, an dem 200 Menschen im «rappelvollen» Saal teilnehmen, wie der uns begrüssende Student Raphael Eugster voller unverhohlener Freude feststellt.

 

Das Referat: Gunter Dueck

Dueck erläutert, wie sich das Leben, Lernen und Lehren in der Zukunft gestalten wird. Ich zitiere einzelne wenige bemerkenswerte Dialoge aus meiner Sicht.

Gunter Dueck

Foto @IMK-Forum, Quelle

Der Innovator und Querdenker erscheint auf den ersten Blick noch nicht in seinem Element zu sein, als der die Bühne betritt. Ich behaupte, es sind weder die Folien noch Redegewandtheit des Mathematikprofessors und frisch pensionierten Chief Technology Officers bei IBM Deutschland, die die Menschen in seinen Bann ziehen. Es ist sein Vorausdenken. Seine leicht verständlichen Beispiele erleichtern die Ausbreitung seiner bahnbrechenden Ideen. An anderer Stelle gab er auch mal zu, dass diese im Vergleich zum normalen Alltag nicht immer praktikabel klingen.

So klangen einleitende Worte, wie zum Beispiel, dass sich jeder überlegen sollte, was die Internetbesucher auf seiner Website suchen, banal. Mit ein paar provokativen Aussagen wie: «Ingenieure haben schwach autistische Tendenzen und die machen unsere Webseiten» oder merk-würdige Sätze wie: «Wenn Sie nichts zu geben haben, brauchen Sie nicht in den sozialen Medien zu sein» setzt er seinen Vortrag fort und erklärt: wenn er wissenschaftlich schreibe, interessiere es keinen Menschen. Die Bedeutung der sozialen Medien in unserer Wirtschafts- und Gesellschaft aber, hätten die meisten noch nicht erkannt. Speziell am Herzen liegt ihm die Bildung, weshalb er immer wieder auf dieses Thema zurückkommt. Sein Ziel sei «der Mensch in einer artgerechter Haltung». Er begründet dies aufgrund von Intelligenztests, die zeigen, dass im Management nur bestimme Typen von Menschen sitzen und Blogger zum Beispiel ganz anders funktionieren. Er setzt dort an, wo vieles beginnt und beeinflusst werden kann: dort, wo wir uns aus- und weiterbilden.

Eine seiner zentralen Fragen lautet: «Wen braucht es noch, wenn die Routinearbeiten in den Dienstleistungsbetrieben von den Computern übernommen werden?»

Die Gesprächsrunde: Auf dem Podium

Die Referenten auf dem Podium sind: Referent Gunter Dueck (@wilddueck), Moderator Patrick Senn, comexperts AG (@patricksenn), Dominik Ryser Leiter Social Media bei Mammut AG, Patrick Arnet, Geschäftsleiter Churerbier, Brauerei Chur AG, Su Franke,  Beraterin für Unternehmenskommunikation, Corporate-Dialog (@sufranke), Manuel Merki, Absolvent Studiengang MMP der HTW Chur (@manuelmerki) und Hans-Peter Rest, Leiter Unternehmenskommunikation der Graubündner Kantonalbank (GKB)(@hamparest).

Nach der Begrüssung eröffnet Patrick Senn das Gespräch mit der Nachfrage, wie Dominik Ryser den Shitstorm erlebt hatte. Das Internet eröffnet ja nicht nur Gefahren, sondern auch viele Chancen, insbesondere jene zu lernen, wie Su richtig ergänzt. Die sozialen Medien bieten Aufmerksamkeit, wenn man etwas bewegen will in der Welt kann man dies mit diesen Medien sehr viel besser, ist Dueck überzeugt. Später im Gespräch gesteht Ryser, dass Facebook für Mitarbeitende bei Mammut gesperrt sei. Dueck meint, dass er bei IBM sogar dafür gewesen sei, dass jeder sein eigenes Notebook kaufe und sich selbst darum kümmere und jeder jene Programme laden dürfe, die er will. Die Nutzung der Social Media und Endgeräte habe mit Vertrauen zu tun.

Hans-Peter Rest stellt seine Sicht dar: «Die Relevanz und Effizienz sind das A und O». Viel «Schrott» werde auf Facebook gepostet und es sei viel Aufwand, die relevanten Informationen herauszukristallisieren. Doch muss auch eine Bank dort kommunizieren, wo die Leute sind, weshalb auch die GKB Facebook nicht links liegen lässt. Ein Unternehmen muss Mehrwert stiften können. Rest empfiehlt Unternehmen, die das Know-how nicht in-house haben, den Gang zu einer Agentur.

Dabei zu sein ist eine Möglichkeit, zu erfahren, was über ein Unternehmen online geredet wird; die zweite besteht darin, ein regelmässiges und systematisches Monitoring zu betreiben.

Die Gesprächsrunde: Auf Twitter  

Twitterwall am 2. Imk-Forum der HTW Chur

Vor und während des Events wird über das zweite IMK-Forum in Chur fleissig getwittert. An der Wand publiziert die Twitterwall die Kommentare. 140 Zeichen pro Tweet, livestream. Eine tolle Möglichkeit, Fragen an die Gesprächsrunde zu stellen, die Su, die auch auf dem Podium ihre Hände nicht vom Mitzwitschern lässt, in die Diskussionsrunde einbringt.

Foto @IMK-Forum, Quelle

 

Die Fragerunde: Braucht es noch Dozierende?

Nach dem Referat fragt Dr. Hans-Dieter Zimmermann, u.a. Dozent an der HTW Chur, wie er sich denn sein Job-Profil in Zukunft vorstellen soll – falls es seine Funktion überhaupt noch gebe. Dueck beschwichtigt ihn, dass es Professoren und Dozierende bestimmt noch brauche, jedoch in einer anderen Weise. Das Wissen könne in Zukunft durch das Internet vermittelt werden. Weshalb sollten wir denn Arbeiten und Aufgaben von Menschen ausführen lassen, die Youtube viel effizienter und effektiver verrichtet? Es gibt bereits heute für sehr viele Themen gute Webinare. Für die Vermittlung von Definitionen und reinem Fachwissen sollten neue Methoden der Vermittlung eingesetzt werden, für Coaching, die soziale Kompetenz und andere Intelligenzen hingegen, benötige es seiner Meinung nach eher mehr Lehrende als bisher. Vision oder Illusion? In welche Richtung geht es?

 

IMK-Forum Studie Graubünden

Die Studie: Social Media in Graubünden 

Die Umfrage wurde von Studierenden «Multimedia Production» der HTW Chur bei 20 Bündner KMUs durchgeführt, die Dienstleistungen im Bereich Social Media anbieten oder in naher Zukunft ins Angebot aufnehmen werden. Die befragten Dienstleister waren sich erstaunlich einig:

 

 

  1. Der Beratungsbedarf in Social Media ist in Bündner Unternehmen gross, vor allem im Tourismus.
  2. Die Akzeptanz  ist gestiegen, doch will noch nicht Geld in Social Media Aktivitäten investiert werden.
  3. Am meisten Widerstände erzeugen:
    • der Aufwand (fehlende finanzielle und personelle Ressourcen)
    • fehlendes Know-how
    • Angst vor Kommunikationsfehlern / schlechter Kritik
    • mangelnder Datenschutz
  4. Das Angebot an Social Media Dienstleistungen wird zunehmend ausgebaut.

Das Fazit: Es besteht ein grosses Wachstumspotential für Aufklärungs- und Beratungsarbeit im Kanton Graubünden.

Das Resultat: Ein voller Erfolg!

Es war ein besonderes Vergnügen für mich, die Studierenden auf und hinter der Bühne engagiert zu sehen und am Ende die Zufriedenheit in jedem einzelnen Gesichtern abzulesen. Besten Dank der HTW Chur, dem Leiter des Fachbereichs Medien und Kommunikation (IMK) Rudolf A. Müller (@ruedialexander), der Studiengangsleiterin Ines Jansky, der Social Media Dozentin Su Franke und den Studierenden des Studienganges Multimedia Production (MMP), die den Anlass ermöglichten und ihm zum Erfolg verhalfen. Manche wollten – laut Ines Jansky – nicht glauben, dass Social Media Event, gut lanciert, auch in Chur erfolgreich sein kann, was hiermit bewiesen sei.

Am Schluss besorgte mir bei Gunter Dueck noch sein neustes Buch: «Professionelle Intelligenz – worauf es morgen ankommt». Wer mehr über die visionären Ideen von Gunther Dueck wissen will, lese seine Bücher, seine Blogposts, abonniere seinen Newsletter «Daily Dueck» und folge ihm auf  Twitter, Facebook oder LinkedIn.