Ende der Kreidezeit: In den Schulen ziehen die neuen Medien ein. Langsam, mit Verzögerung, aber stetig. Innovative Lehrpersonen nutzen sie zunehmend, um Lerninhalte zu vermitteln. Das Potential, auf das Dozierende zugreifen können ist riesig, die Verunsicherung, wie sie im Unterricht sinnvoll einsetzbar sind, gross. In diesem Beitrag zeige ich ein paar Beispiele, wie Soziale Medien im Unterricht eingesetzt werden.
Mein Anliegen ist es, die Hemmschwellen gegenüber den neuen Medien abzubauen, Einsatzmöglichkeiten aufzuzeigen, Impulse für deren sinnvollen Einsatz anzuregen und Ihnen nützliche Links weiterzugeben.
Man bedenke beim Einsatz der Sozialen Medien, dass die Grundsätze der Medienpädagogik auch im neuen Zeitalter nicht gleich alle ausser Gefecht gesetzt sind. Lehrpersonen gehen wahrscheinlich hierin mit mir einig:
• „Mediale Lernangebote können dazu beitragen, Bildungsprozesse anzuregen, wenn die situativen Bedingungen der Lernumgebung dies ermöglichen: Es ist damit die Situation, die den Wert des Mediums bestimmt, und nicht das Medium und ganz sicher nicht das Mediensystem.“ (Kerres, Multimediale und telemediale Lernumgebungen, 2001, S.23 )
• Das Konsumieren von Inhalten ist nicht mit Lernen zu verwechseln:
Jay Cross warnt mit Recht davor: “That’s my nightmare about flipping learning in the corporation, that organizations will once again confuse exposure to content with learning. It’s great to replace lectures with video clips — IF you retain the opportunity for people to ask questions, interact with the material, practice what they’ve learned, collaborate with others, and periodically refresh their memories. This takes a sound learning ecosystem, a workscape.”
Allerdings hat die Lernsituation der Jugendlichen (zumindest ausserhalb der Schule) gegenüber der Vergangenheit aufgrund des Internets und der Sozialen Medien geändert. Tragen die heutigen Lernmethoden dem genügend Rechnung? Gunter Dueck würde dazu ein klares Nein sagen.
Einsatzmöglichkeiten für heute und morgen
Am häufigsten werden heute Youtube-Videos zur Veranschaulichung eingesetzt. Wenn Schüler Videos anschauen, gilt dies jedoch nicht als „Social“ Learning. Auf diese Weise wird zwar ein sogenanntes „Soziales Medium“ eingesetzt, jedoch nicht vernetzt. Darum geht es jedoch beim Begriff „Social Learning“. Es geht um das gemeinsame Nutzen und Teilen von Wissen, um gemeinsames Lernen mittels der Medien, die aus nutzer-generierten Inhalten bestehen. Auch wenn ich nachstehend zur vereinfachten Darstellung einzelne Medien herausstreiche, ist das jeweilige crossmediale Vernetzungspotential zu beachten. Ein digitales Netzwerk ein ineinander verwobenes Geflecht, bestehend aus miteinander in losem oder engem Kontakt stehenden Menschen.
Bildnachweis: https://www.slideshare.net/janehart/the-future-of-learning-is-social-9304670
In einem mehrjährigen Lehr- oder Studiengang bestehen viele faszinierende Möglichkeiten. Für das Schulen, wie mit den neuen Medien umgeht, muss eine gewisse Zeit einberechnet werden, weshalb der Einsatz für kurze Einheiten begrenzt ist.
Wikis
Mit einem Wiki kann das Wissen, dass sich eine Klasse aneignet, zentral gesammelt und erweitert werden. Auf einer Wiki-Plattform kann jede/r Schüler/in den Aufbau und die gemeinsame Nutzung einer Wissensdatenbank mitgestalten. Alle können daran teilhaben, das Tool kann während des Unterrichts zur Wissensaneignung, als Hausaufgabe eingebaut werden und dient schlussendlich allen Beteiligen als Nachschlagewerk. Mir gefällt daran der aufbauende und gemeinsame Prozess, das in einer ansehnlichen gemeinsam erschaffenen Wissensdatenbank resultiert. Das gesammelte Wissen kann von überall und jederzeit abgerufen werden.
– Wikimedia engagiert sich dafür, dass das freie Wissen im Bildungsbereich ungehindert geteilt und gefördert werden kann.
– Die freie Software MediaWiki
– ZUM-Wiki ist eine offene Plattform für Lehrinhalte und Lernprozesse
– Online Collaboration Plattform
Ideen
– Wissensdatenbank pro Fach
– Wissensdatenbank für ein Thema – über mehrere Klassen hinweg
– usw.
Praxisbeispiele
– Wiki-Projekte in Schulen und um Schulthemen
– Wiki in der Schule
– Erfahrungen mit Wikis in der Schule
– Online-Kurs „Atomkraft oder erneuerbare Energien?“ (leider nicht mehr online)
Weblogs
Die Online-Tagebücher sind in chronologischer Reihenfolge veröffentlichte Artikel. Themen werden recherchiert, dokumentiert, aufbereitet, mit eigenen Meinungen versehen, publiziert und kommentiert. Damit können Themen in einer Klasse aus verschiedensten Blickwinkeln betrachtet und diskutiert werden. Ein schöner, unterhaltsamer und lehrreicher Rundgang ist das Ergebnis!
Ideen
– Lesetagebuch im Deutschunterricht
– Ein Weblog pro Epoche oder Schriftsteller
– Schul-/Studienreise-Vorbereitung
– Klassenchronik
– usw.
Praxisbeispiel
– Blogs im Unterricht
Auf Communities besteht die Möglichkeit, offene Dialoge zu pflegen wie auch Gruppen oder geschlossene Kreise zu erstellen.
Ideen
– Gruppenbildung für Hausaufgaben (Gruppenarbeiten)
– Abstimmungen
– Fragen & Antworten
– Recherchen in der Klasse
– u.v.m.
Twitter besteht aus Kurznachrichten von 140 Zeichen. Tweets gelten als die am schnellsten um den Erdball kreisenden Nachrichten mittels der Sozialen Medien. Ein Beispiel wie Twitter im Klassenzimmer genutzt werden kann, zeigt Dr. Rankin, Geschichtsprofessorin an der UT Dallas (in Englisch):
Ideen
– Kurzgeschichten mit 140 Zeichen
– Einbringen von Ideen, Inputs, Feedback
– usw.
Praxisbeispiele
– Twittern in Schule und Jugendarbeit
– Twitter im Unterricht
– Speaking Up in Class, Silently, Using Social Media
Mulitmedia
Multimediale Inhalte erobern unsere Aufmerksamkeit im Nu. Wer sich vertieft über „Multimedia im Unterricht“ informieren will, dem empfehle ich das gleichnamige Buch von Hans Poignée.
Online-Plattformen für die Präsentation von Medienprojekten:
– Videos: YouTube.de oder Vimeo.com
– Mindmaps: www.mindmeister.de oder https://www.mindmanager.com
– Fotos: Flickr und Jugendpresse
– Audio- oder Podcasts: 1000mikes.com
– Webradios für Schulen: edura.fm (nicht mehr online)
– Präsentationen: Prezi.com und Popplet.com.
– usw.
Google bietet unzähllige Möglichkeiten der Recherche und auch der Kollaboration. Ich picke ein weiteres allgemein bekanntes und nützliches Tool heraus: Google Maps. Mit Google Maps kann zum Beispiel im Sprach- und Geographie-Unterricht oder zur Vorbereitung von Studien- oder Städtereisen gearbeitet werden. Und mit Google Earth kann sogar Physik vermittelt werden.
Ideen
– die Orientierung finden
– Geocaching
– Orientierungsläufe
– Umgang mit Navigationsgeräten: Kompass / GPS / Google Maps
– u.v.m.
Praxisbeispiele
– Google Maps
– Recherchenblog
– Wellenphysik lernen mit Google-earth
Kennen Sie weitere Tipps und Tricks mit Hilfe von Google für den Unterricht? Das Kommentarfeld gehört Ihnen!
Mobile Learning
Der Trend zum mobilen Zugang zu Webseiten und zur mobilen Kommunikation und damit auch zum mobilen Lernen ist unübersehbar. Ob einem der Trend gefällt oder nicht: Mobile ist „in“. Wie reiht sich der Trend im Bildungsalltag ein? Zur Zeit gehört Mobile Learning noch zu den Zukunftsszenarien, wie Jochen Robes in seinem Blogartikel „Um was es wirklich geht. Von Mobile Learning zu Working smarter“ von 2012 (leider nicht mehr online) beschreibt.
Es gäbe noch so viele interessante Anwendungen! Doch nun sind Sie dran. Haben Sie bereits eigene Erfahrungen im Unterricht gemacht? Ich freue mich über Ihre weitere Ideen für den Einsatz von neuen Medien im Kommentarfeld.
Nützliche Blogs zum Thema
– Medienpädagogik-Praxis
– Notizen aus der Lernwelt
– https://www.alicekeeler.com/teachertech/ (leider nicht mehr online)
Weiterführende Links
– Medien im Geschichtsunterricht
– Gunter Dueck:Bildung und Menschen im digitalen Zeitalter
– Social Media im Unterricht https://appelt.net/2010/03/social-media-im-unterricht/ (leider nicht mehr online)
– Lesen in Vergangenheit und Zukunft https://www.readersdigest.de/lesen_hat_zukunft_2147 (leider nicht mehr online)
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