re-publica 13Die grösste Internet-Konferenz Re:publica tagte vom 6. – 8. Mai 2013 in Berlin. Sie verdient den Superlativ, in dem sie das Internet zum Diskussionmittelpunkt erhebt und mit ihrer Art einzigartig ist. Rund 5’000 Besucherinnen und Besucher (der Buzzrank zeigt 5’296 Besuchende am ersten Tag) strömten ihr dieses Jahr zu. Über 30 Schweizerinnen und Schweizer von rund 60, die bereits einmal teilgenommen haben, waren mit dabei. Eine positive Überraschung war, dass wir während den Veranstaltungen twittern und facebooken konnten, denn das WLAN funktionierte nahezu perfekt! Eine weitere nennenswerte Leistung ist, dass die Re:publica Barrierefreiheit und Untertitel für Gehörlose wirklich umgesetzt hatte. Vorbildlich. Ein grosses Lob an die Re:publica dafür!

 

Ein paar ausgewählte Highlights der Konferenz:

Treffpunkt Innenhof

Die Station Berlin, wo die re:publica auch dieses Jahr wieder stattfand, ist ideal für diesen Anlass. Am besten daran gefiel mir der lichtdurchflutete Innenhof des ehemaligen Postgebäudes, das zum Veranstaltungsort umfunktioniert wurde. Dort konnte man sich den ganzen Tag aufhalten und die spontanen Begegnungen geniessen.

Dominantes Thema: Drosselkom

Das dominierende Thema der Re:publica 13 war die Datendrosselung der Telekom ab 2016, die mittlerweile «liebevoll» Drosselkom genannt wird. Diesem konnte man kaum entrinnen. Witze zum Thema lassen sich auf Twitter unter #drosselkom finden. Die Netzgemeinde, die Protagonisten für ein freies Internet, die sich jährlich an der re:publica versammelt, fordert von der Telekom hingegen ein unabhängiges Internet. Interessierten empfehle ich den Artikel in Spiegel Online, in der Vertreter der Telekom, der Bundesnetzagentur und eines Wirtschaftsverbandes diskutierten Beitrag verfasst. Die Star-Referenten, Gunter Dueck und Sascha Lobo griffen das Thema ebenfalls auf und suchen − jeder auf seine Art − einen Weg, wie sich die Netzgemeinde bei den Regulierenden Gehör verschaffen sollen.

Gunter Dueck: Aufruf zum metakulturellen Diskurs

Gunter Dueck ruft zum metakulturellen Diskurs auf. Eindrücklich ist für mich immer wieder, wie er seine Botschaft bei den Menschen platziert. Treffend beschreibt die Zeit Online seine Art, wie er seine Vorträge hält. Sein Anliegen ist, dass sich die Menschen von ihren «ethnozentrischen» Positionen in Diskussionen weg zu einem metakulturellen Diskurs bewegen sollten – zu einer Meta-Verständigung über ihre Grundwerte. Jeder von uns, sollte Meta-Kommunikation über seine eigenen Denkmuster hinaus betreiben. um uns in einander einzufühlen. Auf diese Weise können wir die Positionen von einer Meta-Ebene aus besser verstehen lernen, anstatt auf ihnen zu beharren und damit stehen zu bleiben. − Alles klar? Wer wissen will, wie das gehen soll, schaut Gunter Dueck am besten selbst zu und folgt seinen anschaulichen Analogien, die er aus seinem persönlichen Er-Leben greift.

Sasha Lobo: Überraschungsvortrag

Sasha Lobo überraschte und ich ent-täuschte mich dieses Mal. Ich erwartete ein rhetorisches Feuerwerk. Seine Rede wurde für mich jedoch nicht zum Knaller. Er beschimpfte Marius Sixtus. Unlustig. Er gab seiner Wut Ausdruck und forderte zum Machen auf. Berechtigt. Er lancierte seine neue WordPress-Erweiterung reclaim.fm. Gut platziert. War das sein Ziel? Nicht nur. Seine Botschaft: Machen! Und sich das Netz mittels Blog zurückerobern. Ob dies mittels Plugin gelingt? Eine gute Idee ist es allemal. Und jede/r, der eine gute Idee hat, solle den Mut haben, sie auf der Bühne vorzustellen, in die Welt zu tragen − so wie er. Schön.Im Anschluss seiner Rede wurde er gefragt, welchen Rat er der Netzgemeinde für ein Weiterkommen in der Regulierungsfrage geben könne. Seine Antwort: Merkel von der Bedeutung eines freien Netzes überzeugen. Die zweite: ein Shitstorm könne helfen. Ohnmacht mischt sich in die Wut. Nachvollziehbar.

Systemisch durch den digitalen Wandel

Der Vortrag mit dem Titel «Systemisch und souverän durch den digitalen Wandel navigieren» (die Webseite ist inzwischen leider verschwunden) gefiel mir inhaltlich. Einerseits, weil er zwei verschiedenartige Sichtweisen vereint: das Setting der Aufstellungen (bekannt auch unter Bert Hellingers Familienaufstellungen) mit der strategischen Kommunikationsführung bei digitalen Kampagnen. Andererseits, weil ich diesen Ansatz in die Praxis umsetzen und für meine Kunden nutzbar machen kann.

Steffen Liebener, Sybille Klotz und Michael Rouba stellten den systemischen Ansatz für eine digitale Kampagne vor. Das System wurde auf einem Brett dargestellt und erläutert. Systemisch bedeutet für die Referenten, «sich und sein Vorhaben immer in der Wechselwirkung mit den Menschen und den zugehörigen Systemen zu verstehen.» Auf diese Weise wird Wandel wie auch digitale Kommunikation mit den Stakeholdern zu einem iterativen Prozess, bei dem jeweils situativ die nächsten Schritte abgeleitet werden. Der digitale Wandel, der sich durch beschleunigte Veränderungen auszeichnet, kann mit dieser hilfreichen Methode effiziente Lösungen in komplexen Situationen bieten, denn Entscheide werden von der Betrachtung des gesamten Systems wie aus dem Gefühl dafür vollzogen. Für gewisse Konstellationen ist dies ein effizienter, weil ganzheitlich

Menschen machen mehr draus.

Die Re:publica ist eine Möglichkeit der Offline-Vernetzung für die Onliner. Doch gibt es Menschen, die offline nicht dabei sein konnten. Und nie können werden. Annette Schwindt hat ihrer Trauer darüber Ausdruck verliehen, dass eine Teilnahme für sie nicht möglich sei. Sie, die so viele online kennt und begleitet, muss darauf verzichten. Damit hat sie ins Herz der Netzgemeinde getroffen. Online Kontakte wollen Offline getroffen werden. Ihre Bitte, ihr digital zu winken war einer der Top-Tweets. Winkebilder wurden geschossen und versandt. Und Annette Schwindt wurde kurzerhand aufs Podium gehoben − als Bild, zur
href=“https://twitter.com/schwarzesgold/status/332165569048625152/photo/1″>Erinnerung an sie. Die menschliche Seite der Konferenz ist ihr grosses Plus − nicht das Programm oder die Vorträge, sondern der Austausch mit- und untereinander on- und offline.

Dankeschön

Meinen grossen Dank gebührt an dieser Stelle an all jenen, mit denen ich mich spontan austauschen durfte, über die ich mehr lernen durfte, wer sie sind und was sie beschäftigt. Offline-Offenheit. Das war es, was  die Re:publica für mich wertvoll machte.

 

Weitere  Links

Die Presse

Gut zusammengefasst
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